Politische und regulatorische Risiken und Chancen
Als global operierender Konzern sehen wir uns politischen und regulatorischen Veränderungen in vielen Ländern und Märkten ausgesetzt.
Risiko restriktiverer regulatorischer Vorgaben betreffend Preisbildung und Kostenerstattung von Arzneimitteln sowie preisbezogener Chancen
Zahlreiche Verordnungen, die sich kontinuierlich ändern und gegebenfalls sogar strenger werden können, haben Auswirkungen auf unser Geschäft. Beispielsweise setzt sich im Unternehmensbereich Healthcare der bekannte Trend zu zunehmend restriktiven Vorgaben betreffend Preisbildung und Kostenerstattung sowie zur Ausweitung von Rabattgruppen für Arzneimittel fort. Angesichts der weltweit steigenden Gesundheitsausgaben, sowohl absolut als auch relativ zum Bruttoinlandsprodukt, geraten Gesundheitsbudgets zunehmend unter Druck. Hier sind insbesondere die USA zu nennen, wo die aktuelle Regierung eine Preisreform bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln anstrebt. Diese Vorgaben können die Rentabilität unserer Produkte, unter anderem auch durch Marktreferenzierung zwischen den Ländern, sowie den Erfolg von Markteinführungen negativ beeinflussen. Absehbare Auswirkungen werden bestmöglich in den Plänen des Bereichs berücksichtigt. Eine enge Kommunikation mit Gesundheits- und Zulassungsbehörden dient als Maßnahme zur präventiven Risikoabwehr. Verbleibende, über die Pläne hinausgehende Risiken aus restriktiven regulatorischen Vorgaben sind möglich bis wahrscheinlich und könnten moderate bis erhebliche Auswirkungen haben. Wir haben die Möglichkeit von daraus resultierenden Preissenkungen zwar in unseren Plänen berücksichtigt, es besteht aber die Möglichkeit, dass der Preisdruck von den Gesundheitssystemen weltweit weniger ausgeprägt ist als erwartet oder zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt wird als in der Basisannahme vorgesehen. Darüber hinaus sind wir als weltweiter Anbieter innovativer Spezialprodukte, der einen „Focused-Leadership“-Ansatz in attraktiven Therapiegebieten verfolgt, gut positioniert, um von attraktiven Modellen für die Preisgestaltung für nachgewiesene, wesentliche therapeutische Verbesserungen zu profitieren.
Risiko stärkerer Reglementierungen bei Herstellung, Testung und Vermarktung von Produkten
Wir müssen zahlreiche regulatorische Vorgaben bezüglich der Herstellung, Testung und Vermarktung vieler unserer Produkte erfüllen. Konkret betrifft dies etwa die Europäische Union, wo wir der europäischen Chemikalienverordnung REACH unterliegen. Ähnliche Verordnungen werden überall auf der Welt für relevante Märkte erlassen, insbesondere in Asien. Durch diese Verordnungen werden umfassende Tests von Chemikalien notwendig. Außerdem könnte die Verwendung von Chemikalien, wie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), in der Produktion und in Endprodukten eingeschränkt werden. Dies würde die Möglichkeit einschränken, bestimmte Produkte herzustellen und zu vermarkten. Angesichts der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit der EU, einer Initiative im Rahmen des European Green Deal, rechnen wir mit zunehmenden Forderungen, bestimmte kritische Stoffe zu ersetzen. Wir betreiben kontinuierlich Forschung und Entwicklung (F&E) zur Substanzcharakterisierung und gegebenenfalls Substitution kritischer Substanzen, um dieses Risiko zu reduzieren. Dennoch werden Risiken einer stärkeren Reglementierung als möglich bis wahrscheinlich mit der Möglichkeit einer moderaten bis erheblichen Auswirkung eingestuft.
Risiko negativer politischer und makroökonomischer Entwicklungen
Die aktuelle politische und makroökonomische Situation, die sich durch hohe Unsicherheit und volatile globale Entwicklungen auszeichnet, ist ein strategischer Faktor für uns, da potenziell negative Entwicklungen sich auch auf unsere Unternehmensbereiche auswirken können. Der anhaltende allgemeine Trend zur Blockbildung und Rückverlagerung wichtiger Betriebsmittel und Prozesse ins Inland (Reshoring) führt zu einer Zunahme von Handelsbarrieren sowie allgemein zu einer Instrumentalisierung des Handels zur Durchsetzung von Interessen. Während sich die Weltwirtschaft weiter allmählich von den Folgen der Covid-19-Pandemie und der russischen Invasion der Ukraine erholt, könnte die zunehmende Bedrohung durch bewaffnete Auseinandersetzungen, wie beispielweise den wieder aufgeflammten Konflikt im Nahen Osten, sowie die Spannungen zwischen den USA und China zu weiteren Sanktionen und wirtschaftlichen Maßnahmen führen, die den Welthandel belasten und sich auf bi- und multilaterale Beziehungen auswirken könnten. So haben bereits mehrere Länder Beschränkungen von Exporten und Transfers von Technologie nach China umgesetzt, insbesondere im Zusammenhang mit fortschrittlichen Chips, die für KI, Quantencomputer und militärische Anwendungen eingesetzt werden könnten.
Diese Risiken können sich negativ auf unsere Lieferketten und Umsätze in unseren Hauptländern und -regionen auswirken. Solche Risiken werden so vollumfänglich wie möglich in den Geschäftsplänen der betroffenen Länder und Regionen berücksichtigt. Zudem werden sie durch Diversifikation hinsichtlich der Produkte, Branchen und Regionen sowie durch Maßnahmen abgeschwächt, die die Belastbarkeit von Lieferketten und -netzwerken gewährleisten. Beispielsweise ermöglicht es uns eine starke lokale Präsenz in China, im Unternehmensbereich Electronics dort wettbewerbsfähig zu bleiben, während unsere globale Präsenz die Chance bieten könnte, die Nachfrageverlagerung von Asien in andere Regionen (das heißt USA und Europa) zu nutzen. Ferner wird angesichts beträchtlicher Investitionen von Ländern in die heimische Chipindustrie (U.S. Chips Act, EU Chips-Gesetze) ein lokales Angebot dieser kritischen Komponente geschaffen. Darüber hinaus ist ein geopolitisches Risikomanagement auf Konzern- und Unternehmensbereichsebene vorhanden, um die globalen Entwicklungen kontinuierlich zu überwachen und zu bewerten und uns ganzheitlich auf vorhersehbare Risiken vorzubereiten.
Das globale Wirtschaftswachstum soll sich laut Prognosen verlangsamen und es soll zunehmend regionale Abweichungen geben. Ein schwaches Wirtschaftswachstum oder sogar eine Rezession könnte zu weniger Staatsausgaben oder anderen Kosteneindämmungsstrategien führen. Die weltweite Inflation ging im Geschäftsjahr 2023 schrittweise zurück, blieb aber deutlich über den Zielniveaus, wodurch die Kosten auf erhöhtem Niveau blieben, was sich negativ auf unser Geschäft auswirken könnte. Eine dauerhaft hohe Inflation könnte unsere betrieblichen Aufwendungen (zum Beispiel Rohstoffe, Betriebskosten, Logistik) sowie die Investitionen in Sachanlagen erhöhen. Dies könnte auch die Zentralbanken veranlassen, die Leitzinsen anzuheben und die Fiskalpolitik in einigen Ländern zu straffen. In den Geschäftsjahren 2022 und 2023 haben die Europäische Zentralbank sowie die US-Notenbank die Leitzinsen deutlich erhöht, was sich auf unsere Refinanzierungskosten auswirken könnte. Die Finanzmärkte bleiben weiter volatil, was zahlreiche potenzielle Auswirkungen haben könnte.
Die Nettorisiken aus negativen geopolitischen und makroökonomischen Entwicklungen werden als möglich angesehen und könnten erhebliche bis kritische Auswirkungen haben. Unsere Annahmen bezüglich der geopolitischen Entwicklungen enthalten jedoch keine Extremszenarien mit einer schwerwiegenden Eskalation der Spannungen. Das Eintreten solcher Szenarien würde ganze Branchen und das Gleichgewicht der geopolitischen und wirtschaftlichen Struktur gefährden, was ein wesentliches Problem für uns wie auch für alle anderen Unternehmen darstellen würde.
Weitere Einzelheiten zur makroökonomischen Entwicklung sind unter „Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen“ zu finden.
Marktrisiken und -chancen
Wir stehen im Wettbewerb mit zahlreichen Unternehmen im pharmazeutischen, chemischen und Life-Science-Bereich. Zunehmender Wettbewerbsdruck kann erhebliche Auswirkungen auf absetzbare Mengen und durchsetzbare Preise unserer Produkte haben.
Risiken und Chancen im Unternehmensbereich Life Science
Das Portfolio unserer Geschäftseinheit Process Solutions bietet eine breite Palette von Lösungen im Bereich pharmazeutische Entwicklung und Herstellung, darunter Filtrationseinheiten, Chromatografieharze, Single-Use-Baugruppen und -Systeme, Prozesschemikalien sowie Hilfsstoffe. Wir haben uns strategisch so positioniert, dass wir zahlreiche Chancen aus der Veränderung der Branche hin zu Biologika nutzen können, gepaart mit der steigenden Nachfrage nach biotechnologischen Prozessen, die durch zahlreiche Wirkstoffkandidaten und mehr regulatorische Zulassungen getrieben wird. Darüber hinaus sind wir gut vorbereitet, um von den Investitionen unserer Kunden in die Erweiterung der Bioreaktor-Kapazitäten zu profitieren. Unser Engagement für Innovation und unser kundenorientierter Ansatz unterstützen uns, hierbei den Bereich der biopharmazeutischen Produktion mit voranzutreiben.
Mit dem zunehmenden Einsatz von Biologika wächst der Bedarf an effizienteren und ertragreicheren Herstellungsverfahren, die wir durch unsere fortlaufenden Innovationen bei Single-Use-Technologien und Fortschritten in biotechnologischen, kontinuierlichen und intensivierten Prozessen ermöglichen.
Folglich kann schnelleres Marktwachstum bedingt durch die zuvor erwähnten Veränderungen in der Branche zu einer positiveren Entwicklung gegenüber unserem jüngsten Plan führen.
Unser Serviceangebot für Prüfdienstleistungen, Auftragsentwicklung und -herstellung (CTDMO) ist vollständig in die Geschäftseinheit Life Science Services integriert, um den sich verändernden Bedürfnissen unserer globalen Kunden in allen Stadien der Arzneimittelentwicklung gerecht zu werden, von der präklinischen Entwicklung bis zur Vermarktung. Unser Geschäft mit CTDMO-Dienstleistungen umfasst ein breites Spektrum von Modalitäten, einschließlich monoklonaler Antikörper (mAbs), hochpotente pharmazeutische Wirkstoffe (HP-APIs), Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und Virus- und Gentherapien (VGTs) und unser End-to-End-mRNA-Angebot. Wir investieren kontinuierlich in die Erweiterung unseres Portfolios und unserer Produktkapazitäten, um spezialisierte Lösungen sowohl für traditionelle als auch innovative Therapien bereitzustellen. Dadurch sind wir gut positioniert, um das Potenzial des wachsenden biopharmazeutischen Markts zu nutzen, indem wir unseren Kunden führende CTDMO-Dienstleistungen anbieten. Durch eine schnellere Etablierung neuer Modalitäten am Markt in Kombination mit unserem breiten und integrierten Portfolio könnte sich ein Steigerungspotenzial ergeben, das über die in unserem Plan genannten Annahmen hinausgeht.
Unsere Geschäftseinheit Science & Lab Solutions bedient Kunden in der Pharma- und Biotechbranche und anderen Industrien bei Produktion, Prüfung und Forschung sowie in Behörden und Forschungseinrichtungen. Trotz derzeitiger nachteiliger Entwicklungen – ein komplexes makroökonomisches Umfeld sowie geringere Marktnachfrage insbesondere in den USA und China – ist die Geschäftseinheit gut positioniert, um langfristiges, profitables Wachstum zu erreichen. Wir möchten unseren Kunden eine optimierte Erfahrung und ein umfassendes Angebotsportfolio bereitstellen, um ihre Forschungs- und Analyseprozesse zu unterstützen. Dies umfasst zahlreiche Kundenlösungen im Bereich innovative Digitalisierung und Automatisierung. Eine schnellere Erholung von den erwähnten nachteiligen makroökonomischen Entwicklungen sowie ein höherer kommerzieller Erfolg unserer innovativen Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen könnte ein Steigerungspotenzial gegenüber unseren jüngsten Plänen darstellen.
Weitere Einzelheiten zur Branche, zu den Marktentwicklungen und den damit verbundenen Risiken, zum Beispiel zum schwierigen Marktumfeld für die Life-Science-Branche, sind den Kapiteln „Risiko durch verstärkten Wettbewerb und Technologieänderung“ und „Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen“ zu entnehmen.
Risiken und Chancen in der Halbleiterindustrie
Unsere Geschäftseinheit Semiconductor Solutions nutzt ein breites Portfolio unabhängiger Technologien. Dies ermöglicht es uns, Produkte für alle maßgeblichen Produktionsschritte der Wafer-Bearbeitung bereitzustellen. Unsere Kunden können so ihre Technologie-Roadmaps umsetzen.
Die zugrunde liegende Halbleiterindustrie ist zyklischer Natur. Der derzeitige Abschwung wurde durch eine nach der Covid-19-Pandemie entstandene Rezession verstärkt. Die Konjunkturabschwächung hat zu einer temporären Schwäche der traditionellen Wachstumstreiber der Branche wie PCs, Smartphones und traditionelle Datenzentren geführt, während neue Wachstumstreiber wie KI und der Automobilbereich noch zu gering sind, um diese Auswirkungen zu kompensieren. Die vielschichtigen makroökonomischen Auswirkungen und mangelnde Transparenz in der Lieferkette führen zu einer gewissen Unsicherheit bei der Schätzung des Zeitpunkts und der Form der Branchenerholung. Möglich wären somit auch positive Abweichungen gegenüber unserem Plan, sollte sich die Branche schneller und stärker erholen als erwartet. Das Risiko einer konjunkturbedingten Korrektur wird als wahrscheinlich mit erheblicher Auswirkung eingestuft.
Ungeachtet der gegenwärtigen makroökonomischen Turbulenzen bleiben die positiven mittel- bis langfristigen Wachstumsaussichten für unsere Märkte unverändert. Wir sehen langfristige Wachstumschancen auf dem Halbleitermarkt aufgrund der signifikant steigenden globalen Nachfrage nach innovativen Halbleitermaterialien. Bei einer schneller als angenommenen Marktadaption und -durchdringung dieser Halbleitermaterialien könnte sich potenziell ein höheres Wachstum als in unserem Plan abgebildet einstellen. Ursache der steigenden Nachfrage sind die exponentiell wachsenden Datenmengen sowie einflussreiche technologische Entwicklungen wie autonomes Fahren, Elektrofahrzeuge, das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) und der 5G-Standard. Wir werden von dem hohen Materialbedarf dieser KI-Chips profitieren und arbeiten bei nahezu all diesen wegweisenden technologischen Innovationen im Halbleiterbereich mit unseren Kunden zusammen. Aus diesem Grund investieren wir in unsere hochattraktiven Wachstumsmärkte und weiten gezielt unsere Produktionskapazitäten aus – durch intelligente Lokalisierung unserer Präsenz, um die Nähe zu unseren Kunden weiter zu verbessern und die Lieferstabilität sicherzustellen. Wenn wir über die richtigen Kapazitäten am richtigen Ort verfügen, können wir unabhängig vom Zeitpunkt der Markterholung flexibel bleiben und dies für uns möglicherweise als Wettbewerbsvorteil nutzen.
Die genannten Trends und weiteren Ankündigungen über umfangreiche Kapazitätserweiterungen in der Branche in den nächsten Jahren kommen unserem DS&S-Geschäft ebenfalls zugute. Mit diesem Portfolio von Zuführsystemen für Gase und Chemikalien und dem Potenzial, unseren größten Kunden schlüsselfertige Lösungen für die Lieferung von Gas im Bulk-Bereich im Herstellungsprozess bereitzustellen, sind wir gut positioniert, um neue Chancen zu nutzen.
Risiko durch verstärkten Wettbewerb und Technologieänderung bei Kunden sowie damit verbundene Chancen
Im Healthcare-Bereich sind wir sowohl mit unseren biopharmazeutischen Produkten als auch mit dem klassischen Pharmageschäft einem erhöhten Wettbewerb durch andere Konkurrenzprodukte, insbesondere in Form von Biosimilars sowie Generika, aber auch innovativen F&E, ausgesetzt. Wir stehen mit anderen pharmazeutischen Unternehmen auf verschiedenen Indikationsgebieten im Wettbewerb und sind für die erfolgreiche Vermarktung unserer Produkte von hochwertigen Daten abhängig. Vor diesem Hintergrund behalten wir die Wettbewerbslandschaft genau im Blick und treffen Annahmen hinsichtlich neuer Konkurrenzprodukte für unsere Produkte. Aufgrund der mit klinischen Studien einhergehenden Unsicherheit besteht die Möglichkeit, dass anders als von uns erwartet Studien von Mitbewerbern nicht die primären Endpunkte ihrer Studien erreichen oder weniger Erfolg versprechende Daten liefern. Gibt es keine neuen Konkurrenzprodukte oder liefert der Wettbewerb weniger Erfolg versprechende Daten, könnten sich für uns in den Indikationsgebieten, in denen wir präsent sind, Chancen eröffnen.
Im Bereich unserer Life-Science- und Electronics-Produkte stellen sowohl zyklische Schwankungen des Geschäfts als auch Änderungen bei verwendeten Technologien oder Sourcing-Strategien bei Kunden ein Risiko dar. Enge Kundenbeziehungen und eigene Weiterentwicklungen sowie Marktnähe, inklusive genauer Marktanalysen, dienen uns dabei als Mitigierungsmaßnahmen. Insgesamt ist der Eintritt dieser Risiken möglich bis wahrscheinlich und könnte eine erhebliche Auswirkung haben.
Weitere Einzelheiten zur Branche und zu den Marktentwicklungen, zum Beispiel zum schwierigen Marktumfeld für die Life-Science-Branche, sind im Kapitel „Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen“ zu finden.
Risiken und Chancen von Forschung und Entwicklung
Durch F&E gestützte Innovationen – einschließlich der Förderung von Innovationen an der Schnittstelle unserer Unternehmensbereiche – sind ein wesentliches Element der Konzernstrategie, insbesondere im Unternehmensbereich Healthcare. Im Zuge des Portfoliomanagements bewerten wir die Forschungsgebiete und die Projekte in der Entwicklungspipeline regelmäßig und richten sie gegebenenfalls neu aus, um unsere Investitionen auf Bereiche zu konzentrieren, in denen die Bedürfnisse der Patienten am besten erfüllt werden. Dennoch können sich F&E-Projekte verzögern, erwartete Budgets können überschritten oder anvisierte Ziele nicht erreicht werden. Mitunter werden Entwicklungsprojekte erst nach hohen Investitionen in einer späten klinischen Phase abgebrochen. Entscheidungen – etwa über den Übergang in die nächste Phase der klinischen Entwicklung – werden so getroffen, dass Risiken und Chancen ausgeglichen sind.
Neben internen F&E-Maßnahmen sind auch strategische Allianzen mit externen Partnern und das Ein- sowie Auslizenzieren von Programmen Bestandteil des Maßnahmenkatalogs, um innovative Arzneimittel zu entwickeln und Ressourcen effizient zuzuweisen. Strategische Allianzen mit Partnern sowie In- oder Auslizenzierungstransaktionen folgen stets einem strikten Auswahlprozess sowie klaren strategischen und finanziellen Entscheidungskriterien. Ein Beispiel für solche Einlizenzierungstransaktionen ist die jüngst bekannt gegebene Partnerschaft mit Jiangsu Hengrui Pharmaceuticals Co. Ltd. für einen selektiven Next-Generation-Inhibitor der Poly-(ADP-Ribose-)Polymerase 1 (PARP1), die einen guten strategischen Fit darstellt und unser internes Know-how über DNA Damage Response und interne ADC-Kapazitäten nutzt. Die Vereinbarung bietet die Gelegenheit, mehr therapeutische Optionen für Patientinnen und Patienten mit schwer zu behandelnden Krebserkrankungen voranzubringen. Es besteht jedoch allgemein die Möglichkeit, dass wir nicht in der Lage sein könnten, eine ausreichende Anzahl von Einlizenzierungen von Vermögenswerten zu finanziell annehmbaren Bedingungen zu identifizieren.
Die vorgenannten Entwicklungsmöglichkeiten sind mit verschiedenen Arten von Risiken verbunden. Es besteht das Risiko, dass Zulassungsbehörden eine Zulassung nicht, eingeschränkt oder nur verzögert erteilen. Das Risiko, dass unerwünschte Nebenwirkungen unserer pharmazeutischen Produkte erst nach der Zulassung beziehungsweise Registrierung entdeckt werden, könnte eine Einschränkung der Zulassung oder eine Rücknahme vom Markt zur Folge haben. Ferner können wir nicht garantieren, dass alle Vermögenswerte, die wir derzeit entwickeln, den gewünschten kommerziellen Erfolg erzielen werden. Ein Verfehlen von Zielen in diesem Bereich könnte erhebliche Auswirkungen haben, zum Beispiel durch geringere Umsatzerlöse oder den Ausfall von Meilensteinzahlungen aus Kollaborationsverträgen. Diese Risiken werden mit Wahrscheinlichkeiten eingestuft, die von möglich bis wahrscheinlich reichen.
Ferner werden wir in Electronics weiterhin in großem Umfang in die F&E von zukunftsweisenden Materiallösungen investieren. Ziel ist es, Wachstumschancen zu ergreifen, die sich durch die steigende Nachfrage nach innovativen Halbleitern ergeben. In unserer Geschäftseinheit Semiconductor Solutions bieten sich kontinuierlich vielversprechende Chancen auf Innovation. Um diese zu nutzen, arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen. Wegweisende technologische Innovationen schaffen neue Möglichkeiten bei Materiallösungen und die Chance, sich vom Wettbewerb abzuheben. Zudem entwickeln wir neue dielektrische Plattformen in Kooperation mit unseren Schlüsselkunden für 3D-NAND-Applikationen.
Wir sehen darüber hinaus Chancen bei organischen lichtemittierenden Dioden(OLED)-Materialien in hochwertigen Displayanwendungen. Seit mehr als 15 Jahren betreiben wir F&E auf dem Gebiet der OLED-Technologie und haben uns zu einem gut positionierten Materialanbieter von OLED entwickelt. Durch unsere Kenntnisse in den Bereichen Halbleiter und Displays können wir zur Entwicklung neuer Display-Geräte beitragen, einschließlich faltbarer Displays und AR-/VR-Anwendungen (Augmented/Virtual Reality), für die ein breites Spektrum an Materialien erforderlich ist.
Bezüglich detaillierter Ausführungen zu unseren globalen F&E-Aktivitäten verweisen wir auf den Abschnitt „Forschung und Entwicklung“ unter „Grundlagen des Konzerns“.
Risiken und Chancen der Qualität und Verfügbarkeit von Produkten
Chancen durch die Erweiterung von Kapazitäten
Wir tätigen zielgerichtete Investitionen weltweit, um unsere regionalen Kapazitäten zu erweitern und nachhaltiges Wachstum in allen drei unserer Unternehmensbereiche voranzutreiben.
Während der Covid-19-Pandemie kam es zu noch nie dagewesenen Unterbrechungen der Lieferketten, weshalb die Liefersicherheit stärker in den Fokus der Kunden gerückt ist. Im Unternehmensbereich Life Science haben wir auf diesen Trend reagiert, indem wir unsere globale Präsenz aktiv diversifizieren. Dafür stellen wir auf ein Produktionsnetzwerk in der Region und für die Region um, um resilienter zu werden und die lokalen Bedürfnisse unserer Kunden in Nordamerika, Europa und der Region Asien-Pazifik zu erfüllen.
Im Geschäftsjahr 2023 haben wir zahlreiche neue Investitionen zur Erweiterung der Kapazität und Produktkapazitäten in Produktionsstätten weltweit angekündigt. Dies betrifft unter anderem Investitionen in Biosicherheitsprüfungen, den Ausbau unserer Produktion hochreiner Reagenzien sowie die Ausweitung der Laborfläche und Produktionskapazität zur Herstellung von Zellkulturmedien. Die richtige Kapazität am richtigen Ort zu haben, um die Sicherheit der Versorgung zu gewährleisten, neue Produkte auf den Markt zu bringen und den steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden bietet uns die Möglichkeit, höhere Marktanteile zu gewinnen und als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Allerdings unterliegen unsere Expansionsaktivitäten und die Auslastung dem Einfluss der dynamischen Entwicklungen am Markt. Wir überprüfen unsere Expansionspläne daher regelmäßig und nehmen entsprechende Anpassungen vor.
Risiken im Zusammenhang mit der Projektumsetzung
Im heutigen dynamischen Geschäftsumfeld priorisieren wir Innovation und Wachstum. Projekte spielen dabei eine wesentliche Rolle, um unsere strategischen Ziele zu erreichen, unsere Expansion voranzutreiben und eine nachhaltige Entwicklung fördern zu können. Zur wirksamen Unterstützung des weiteren Geschäftswachstums und zur Steigerung der Effizienz investieren wir kontinuierlich in IT-Systeme, Vertriebszentren, Bürogebäude und andere Projekte. Die Umsetzung solcher Projekte ist jedoch mit einem erheblichen Kapitalbedarf verbunden, weshalb ein effektives Projektmanagement unerlässlich ist, um Verzögerungen und höhere Ausgaben zu vermeiden. Eine unzureichende Planung, Fehler bei der Umsetzung und ein unwirksames Change Management können Ineffizienzen und Unterbrechungen nach sich ziehen, die zu höheren Kosten und geringeren Erlösen führen.
In einem sich rasant verändernden Markt besteht zudem das Risiko, dass durch die Verzögerung oder das Aufschieben von Investitionen der Zugewinn von Marktanteilen und die weitere Entwicklung behindert werden. Zur Eindämmung dieses Risikos beobachten wir aktiv branchenspezifische Trends, betreiben Marktforschung und wahren die Flexibilität im Projektportfolio. Um Chancen zu nutzen und zu vermeiden, dass wir in Rückstand geraten, passen wir unsere Investitionsentscheidungen an die Marktdynamik an. Dies ist in Branchen wie der Halbleiterfertigung besonders wichtig, da dort die Marktzyklen ein beträchtliches Risiko darstellen.
Um proaktiv Risiken bei der Projektumsetzung zu begegnen, wenden wir etablierte Methoden zur Projektplanung und ein internes Kontrollsystem an, arbeiten eng mit unseren Stakeholdern zusammen und lassen Projekte regelmäßig durch Teams und Lenkungsausschüsse überprüfen. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, Risiken früh zu erkennen und entsprechende Korrekturmaßnahmen zu ergreifen beziehungsweise Projekte ohne Erfolgsaussichten einzustellen. Durch eine umfassende Planung, die genaue Kostenabschätzung und Neubewertungen behalten wir die Kontrolle über die Kosten und gewährleisten eine effiziente Allokation von Ressourcen. Ferner tragen wir mit einer effektiven Projekt-Governance und -Priorisierung zum Erreichen der gewünschten Ergebnisse bei.
Mithilfe dieser Strategien mindern wir die Risiken im Zusammenhang mit der Projektumsetzung und sorgen gleichzeitig für einen erfolgreichen Projektabschluss, verbesserte Effizienz und die Ausrichtung auf unsere strategischen Ziele. Insgesamt könnten die möglichen Risiken moderate bis erhebliche Auswirkung haben.
Risiko einer temporären Sperre von Produkten/Produktionsstätten oder einer Nichtregistrierung von Produkten aufgrund der Nichteinhaltung von Qualitätsstandards
In der Produktion von pharmazeutischen Präparaten obliegt uns die Verpflichtung zur Einhaltung von höchsten Qualitätsstandards (Good Manufacturing Practices oder auch behördlicher Pharmacopoeia). Dies unterliegt der Überwachung durch die Zulassungsbehörden. Auflagen nationaler Zulassungsbehörden könnten eine temporäre Sperre von Produkten/Produktionsstätten zur Folge haben und sich gegebenenfalls auf neue Registrierungen bei der jeweiligen Behörde auswirken. Wir unternehmen höchste Anstrengungen, um die Einhaltung von Regularien sicherzustellen, führen selbst regelmäßig interne Audits durch und absolvieren auch externe Inspektionen. Dank dieser qualitätssichernden Prozesse ist der Eintritt eines Risikos mit erheblichen Auswirkungen unwahrscheinlich bis möglich, kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden und hängt vom betroffenen Produkt und Schwere der Beanstandung ab.
Risiken der Produktionsverfügbarkeit
Weitere Risiken umfassen Betriebsausfallrisiken aufgrund von Feuer oder höherer Gewalt, die zu einer erheblichen Unterbrechung oder Einschränkung der Geschäftstätigkeiten führen könnten, so beispielsweise Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren oder Erdbeben. Soweit es möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, begrenzt der Konzern Schadensrisiken durch einen Versicherungsschutz, dessen Art und Umfang fortlaufend aktuellen Anforderungen angepasst wird. Ebenso sind wir Risiken von Produktionsausfällen und damit verbundenen Lieferengpässen ausgesetzt, die durch technische Probleme in hochausgelasteten Produktionsstätten ausgelöst werden können. Zudem bestehen Risiken für Lieferengpässe wegen fehlender beziehungsweise wegfallender Kapazitäten. Wir arbeiten an einer kontinuierlichen Risikominderung durch regelmäßige Investitionen, den Aufbau von alternativen Bezugsquellen und die Vorhaltung von ausreichenden Lagerbeständen.
Obwohl das Eintreten dieser Risiken als unwahrscheinlich eingestuft wird, könnten diese im individuellen Fall eine kritische negative Auswirkung haben.
Risiken aus der Abhängigkeit von Zulieferern und Chancen aus der verlässlichen Versorgung
Merck war wie viele andere Marktteilnehmer in anderen Branchen auch in der jüngsten Vergangenheit beispiellosen Entwicklungen ausgesetzt, etwa der Covid-19-Pandemie und anderen geopolitischen Ereignissen. Trotz der schwierigen Bedingungen konnten wir während dieser Zeit schwerwiegende Lieferunterbrechungen für unsere Kunden vermeiden. Dieser Erfolg geht in wesentlichen Teilen auf unsere langjährigen Bemühungen zurück, mit unseren strategischen Zulieferern robuste Lieferketten aufzubauen und die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Risikos zu reduzieren. Dank dieser starken und für uns so wertvollen Beziehungen konnte unser Unternehmen auf die Veränderungen in diesem problematischen Umfeld reagieren und sich rasch an die neuen Gegebenheiten anpassen.
So hat beispielweise das Versprechen unseres Unternehmensbereichs Healthcare einer verlässlichen Patientenversorgung für uns oberste Priorität. Dazu brauchen wir eine starke und robuste Lieferkette. 2023 haben wir bewiesen, dass wir unsere Patientinnen und Patienten weiterhin zuverlässig mit dringend benötigten Arzneimitteln versorgen können, während bei Wettbewerbern in den Bereichen Fertilität und endokrine Erkrankungen die Bestände knapp wurden. Diese bei der Konkurrenz bestehenden Fehlmengen sind in naher Zukunft unter Umständen nicht zu beheben, wodurch sich uns die Chance bieten würde, durch die Erfüllung der Patientennachfrage zusätzliche Marktanteile hinzuzugewinnen.
Dennoch bleibt ein Teil unserer Lieferkette anfällig gegenüber bestimmten Ereignissen. Aus diesem Grund investieren wir auch weiterhin in ihre Verbesserung, unter anderem durch die Vermeidung von Situationen, in denen wir auf einzelne Quellen angewiesen sind, sofern dies möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Außerdem erhöhen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten unsere Bestände wesentlicher Materialien. Mit diesen Maßnahmen sorgen wir dafür, dass wir unter den für uns geltenden strengen regulatorischen Rahmenbedingungen unsere Abhängigkeit von einzelnen Partnerschaften auf ein Minimum reduzieren. Insgesamt stufen wir die Risiken als wahrscheinlich ein, mit der Möglichkeit einer moderaten bis erheblichen Auswirkung.
Risiken aufgrund von Produktkriminalität
Als führendes globales Wissenschafts- und Technologieunternehmen und Hersteller innovativer Produkte höchster Qualität sind wir zahlreichen Sicherheits- und Kriminalitätsrisiken ausgesetzt. Aufgrund der Komplexität der globalen Handelstätigkeit und der globalen Lieferketten sind unsere Produkte durch Fälschungen, Diebstahl, illegalen Vertrieb und missbräuchliche Verwendung gefährdet. Wird diesen Risiken nicht entgegengewirkt, führt dies nicht nur zu finanziellen Verlusten, Reputationsschäden und geschäftlichen Disruptionen, sondern kann auch die Sicherheit von Patienten und Kunden gefährden. Daher haben wir technische, operative und verfahrenstechnische Maßnahmen umgesetzt, mit denen wir die Integrität unserer Produkte und Lieferketten schützen und außerdem sicherstellen wollen, dass neue Bedrohungen identifiziert und angemessen behandelt werden.
Die aus Produktkriminalität resultierende Bedrohung wird insgesamt als wahrscheinliches Risiko mit moderaten Auswirkungen eingestuft.
Risiken aus der Nutzung von sozialen Medien
Wir und unsere Mitarbeitenden sind auf zahlreichen sozialen Medien aktiv. Eine konsistente und mit rechtlichen sowie regulatorischen Anforderungen im Einklang stehende Nutzung dieser Plattformen und der damit verbundenen Inhalte ist unter anderem für die Steigerung unserer Markenbekanntheit bedeutend. Wir treffen alle notwendigen Vorkehrungen und haben Prozesse implementiert, um das Bewusstsein für den richtigen Umgang mit sozialen Medien sowie die aktive Kontrolle unserer Veröffentlichungen und Mitteilungen zu gewährleisten.
Dennoch ist es möglich, dass sich beispielsweise aus öffentlich geführten Dialogen in sozialen Medien Reputationsrisiken ergeben. Auf der qualitativen Bewertungsskala stufen wir dies daher als ein erhebliches Risiko ein.