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Forschung und Entwicklung

Wir erforschen und entwickeln weltweit Wege und Lösungen, um die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten zu verbessern sowie die Bedürfnisse unserer Kundschaft zu erfüllen. Dabei sind wir stets darauf bedacht, die Relevanz und Effizienz unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten weiter zu optimieren – ob eigenständig oder in Kooperation mit Dritten. Darüber hinaus verbessern wir kontinuierlich die Erfüllung unserer Nachhaltigkeitskriterien und integrieren diese bereits bei der Produktentwicklung in unsere Prozesse. 2023 haben wir nahezu alle relevanten F&E-Projekte bewertet und damit die Transparenz der Nachhaltigkeitsleistung unseres globalen F&E-Portfolios erhöht.

Rund 6.500 Mitarbeitende (Vorjahr: rund 7.300 Mitarbeitende) arbeiteten im Geschäftsjahr 2023 in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie entsprechenden unterstützenden Funktionen. Sie beschäftigten sich mit Innovationen, mit denen wir die langfristigen Gesundheits- und Technologietrends sowohl in etablierten Märkten als auch in Wachstumsmärkten bedienen können.

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) betrugen im Berichtsjahr 2,4 Mrd. € (Vorjahr: 2,5 Mrd. €).

Die organisatorische Aufstellung unserer F&E-Aktivitäten folgt der Struktur von Merck mit drei Unternehmensbereichen. Im Unternehmensbereich Life Science konzentrieren sich unsere Forschungsaktivitäten auf die Entwicklung innovativer Technologien für Labor- und Life-Science-Anwendungen in staatlichen und akademischen Laboren, in der biopharmazeutischen Industrie sowie im industriellen Bereich. In unserem 2022 eingerichteten Life Science Technology Office setzen wir auch weiter auf langfristige Innovation und stellen sicher, dass F&E-Investitionen auf unsere Wachstumsstrategie abgestimmt sind. Unser Ziel ist es, in allen unseren Geschäftseinheiten bei Life Science und im gesamten Konzern das Tempo und die Wirkung wissenschaftlicher Entdeckungen zu erhöhen. Unser Fokus liegt auf digitalen und automatisierten Laborbedarfsartikeln, der Produktionsstätte der Zukunft, neuen Modalitäten sowie der Bereitstellung nachhaltigerer Produkte für das Labor. Zugleich widmen sich unsere Teams kontinuierlich der Weiterentwicklung unserer Kernprodukte, wie etwa Filtration, Reinwasser für den Laborbedarf sowie diagnostische Lösungen.

Im Unternehmensbereich Healthcare stellen wir an unsere F&E-Pipeline den Anspruch, positive Veränderungen für Patientinnen und Patienten bewirken zu können. Zu unseren Hauptforschungsgebieten zählen Onkologie, Immunonkologie und Immunologie einschließlich Multipler Sklerose. Der Hauptfokus der Forschung des Unternehmensbereichs Electronics liegt in der Entwicklung innovativer Materialien und Technologien, die für die Herstellung von immer kleineren, schnelleren, leistungsstärkeren und nachhaltigeren Prozessoren und Speicherchips benötigt werden. Darüber hinaus entwickelt Electronics neuartige Materialien für Displays der nächsten Generation und funktionelle und dekorative Effektpigmente für den Einsatz in der Automobil- und Kosmetikindustrie sowie bei anderen industriellen Anwendungen.

Wir sind der festen Überzeugung, dass Wissenschaft nicht in Silos erfolgen sollte. Wir sind uns sicher, dass die nächste Welle des menschlichen Fortschritts durch einen modernen, multidisziplinären Wissenschaftsansatz ausgelöst wird. Diesen Ansatz nennen wir „Biokonvergenz“ – denn er stützt sich auf Synergien aus digitaler Wissenschaft, Materialforschung und Biotechnologie. Wer erfolgreich neuartige Marktlösungen entwickeln will, muss über verschiedene Disziplinen hinweg eine breite Mischung an Kompetenzen und Technologien bieten können. Wir sind ein diversifiziertes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, das eine führende Position in den Bereichen Life Science, Healthcare und Electronics einnimmt. Wir wollen nicht nur innerhalb unserer Unternehmensbereiche, sondern auch zwischen ihnen Synergien schaffen.

Dies sind einige der Chancen, an denen wir an der Schnittstelle zwischen unseren Unternehmensbereichen und konvergenten Technologien arbeiten:

  • Wir arbeiten weiter am Aufbau unserer automatisierten Entwicklungs-, Herstellungs-, Test- und Analyse-Plattform mit hochmoderner künstlicher Intelligenz (KI) und Laborautomatisierung. Diese wird die Entdeckung neuer und besserer Wirkstoffkandidaten beschleunigen und somit auch die Zeit verkürzen, bis neue Therapien den Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen.
  • Wir nutzen unsere konzernweiten Kompetenzen in der Synthese von mRNA (Messenger-Ribonukleinsäure), in der Synthese, Formulierung und gezielten Abgabe von Lipid-Nanopartikeln (LNP) sowie in der KI, um die Entwicklung „smarter“ LNPs zu ermöglichen. Diese können effektiver in unterschiedliche Gewebetypen eindringen, einschließlich schwer erreichbarer biologischer Targets zur Behandlung verschiedener Erkrankungen.
  • Wir entwickeln digitale Zwillinge für den Bereich Smart Manufacturing. Bei diesen digitalen Zwillingen handelt es sich um virtuelle Modelle, die ein physisches Objekt oder einen Organismus präzise nachbilden. Daher können sie helfen, den Zeitaufwand, die Kosten, die Qualität und die Nachhaltigkeit der Fertigung sowie die Prozessoptimierung und die Produktentwicklung zu verbessern. Beispielsweise lassen sich so die Rückverfolgbarkeit und die Zuverlässigkeit der pharmazeutischen Lieferkette optimieren. Wir haben ein Modell für Primärverpackungen in der Pharmabranche entwickelt und in Kooperation mit einem Partner den Proof of Concept erbracht.
  • Fortschrittliche mikrophysiologische Systeme nach menschlichem Vorbild auf Grundlage von Zellkulturmodellen versprechen im Vergleich zu den heutigen zweidimensionalen Ansätzen schnellere und genauere Ergebnisse von Wirkstofftests und könnten den Bedarf an Tierversuchen senken. Wir erforschen gegenwärtig diese auf Chiptechnologie basierende neue Organoid-Generation, wobei unsere Unternehmensbereiche Life Science, Healthcare und Electronics gemeinsam an diesem innovativen Thema arbeiten.

Im Rahmen unserer Forschung und Entwicklung haben KI und maschinelles Lernen ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, wenn es darum geht, die Eigenschaften neuer Materialien vorherzusagen. Die Anwendungsfälle dieser beiden Technologien gehen jedoch über die rein interne Nutzung hinaus. Ein Beispiel für die Kommerzialisierung von KI und maschinellem Lernen sind die Fortschritte bei AIDDISON™. Diese KI-gestützte Software für die Wirkstoffforschung bedient sich generativer KI, die auf historischen Daten aus zwei Jahrzehnten aufbaut. Sie wurde nach dreijähriger Entwicklung im Geschäftsjahr 2023 von Life Science eingeführt. Neben der externen Vermarktung nutzen wir die Software in unserem Unternehmensbereich Healthcare auch intern in frühen Stadien der Arzneimittelforschung.

Hochwertige, untereinander kompatible Daten bieten in Kombination mit Analysen und KI ein ungeahntes Potenzial für neue digitale Geschäftsmodelle, die an unser derzeitiges Produktangebot angrenzen sowie zusätzliche Wachstumschancen erschließen. Beispiele hierfür sind Syntropy und Athinia™, partnerschaftliche Unternehmungen mit Palantir.

Syntropy bietet eine Umgebung für die Datenintegration und -analyse, in der Unternehmen aus dem Gesundheitswesen die unterschiedlichsten Datentypen in ihrem gesamten Ökosystem unbegrenzt und sicher kontextualisieren und analysieren können. 2023 kündigte Syntropy eine Kooperation mit Evidium mit dem Ziel der Entwicklung eines KI-Betriebssystems für das Gesundheitswesen an. Mit dieser Allianz wird Kliniken die Kontextualisierung von klinischen Daten an der Quelle und Forschenden die sichere Zusammenarbeit auf Grundlage dieser Daten erleichtert. In Zeiten zunehmender Verbreitung von generativer KI ist es entscheidend, dass diese vertrauenswürdig ist und verantwortungsbewusst eingesetzt wird, insbesondere im Healthcare-Sektor.

Athinia™ richtet sich an die Halbleiterbranche und ist ein kollaboratives Datenökosystem, in dem zahlreiche Unternehmen mithilfe von KI an der Lösung zentraler Herausforderungen arbeiten. Hierzu greifen sie auf Daten zurück, um die Transparenz von Lieferketten und die Qualität und Verlässlichkeit von Materialien zu steigern sowie die Markteinführungszeit zu verkürzen. Im Juli 2023 erweiterte Athinia™ seine Partnerschaften: Tokyo Electron nutzt die Plattform nun für kollaborative Echtzeit-Analysen der Leistung von Halbleiterfertigungsanlagen. Als Cloudlösung dient Athinia™ als unabhängige Plattform, die der Branche ein sicheres und spezialisiertes Datenanalysetool zur Verfügung stellt. Im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit lassen sich Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen, um eine nahtlose Kollaboration bei der Modellierung, dem Austausch und der Berechnung von Daten zu Kohlenstoffemissionen zu ermöglichen. Als Gründungsmitglied des Semiconductor Climate Consortium übernimmt Athinia™ eine Vorreiterrolle bei der Festlegung von Nachhaltigkeitsstandards auf einer digitalen Plattform. Über diese können Unternehmen ihre Emissionsdaten mit denen ihrer Mitbewerber vergleichen, Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifizieren und sich an gemeinsamen Initiativen zur Emissionssenkung beteiligen.

Forschungs- und Entwicklungskosten

 

 

 

 

 

 

Veränderung

in Mio. €

 

2023

 

2022

 

In Mio. €

 

in %

Life Science

 

396

 

399

 

-3

 

-0,7 %

Healthcare

 

1.657

 

1.694

 

-37

 

-2,2 %

Electronics

 

297

 

308

 

-11

 

-3,5 %

Konzernkosten und Sonstiges

 

94

 

119

 

-24

 

-20,5 %

Summe

 

2.445

 

2.521

 

-75

 

-3,0 %

Die Forschungsquote betrug, bezogen auf den Konzernumsatz, 11,6 % (Vorjahr: 11,3 %). Der Anstieg ist auf die negative Umsatzentwicklung zurückzuführen.

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