im Laufe unserer 355-jährigen Unternehmensgeschichte haben wir bei Merck viele herausfordernde Zeiten gemeistert. Das Jahr 2023 hat uns einmal mehr allen Anlass gegeben, der Welt unsere Widerstandsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Trotz des schwierigen globalen makroökonomischen Umfelds und der geopolitischen Lage hat unser Unternehmen eine solide Leistung erzielt.
Zum wiederholten Male haben wir die Wettbewerbsstärke aufgezeigt, die aus unserer Belegschaft, unseren diversifizierten Unternehmensbereichen und unserer globalen Präsenz resultiert. In unserem Life-Science-Geschäft war die Nachfrage 2023 mit dem Ende der Covid-19-Pandemie wie erwartet rückläufig. Auch die deutlichen Bestandsanpassungen der Kunden von Process Solutions haben länger angehalten als erwartet. Gleichzeitig sah sich unser Unternehmensbereich Electronics mit einem andauernden zyklischen Abschwung bei Semiconductor Solutions konfrontiert und Display Solutions war durch geringe Nachfrage auf Kundenseite belastet.
Demgegenüber hat die starke Entwicklung in unserem Unternehmensbereich Healthcare die temporären, branchenweiten Herausforderungen im Wesentlichen kompensiert. Insbesondere unsere neuen Produkte verzeichneten ein robustes Wachstum. Zum ersten Mal überstiegen die Umsatzerlöse unseres Multiple-Sklerose-Medikaments Mavenclad® im Gesamtjahr 2023 die Marke von einer Milliarde US-Dollar. Auch unser Krebsmedikament Erbitux® behauptete seinen Blockbuster-Status im zweiten Jahr in Folge. Die Umsatzerlöse unseres immunonkologischen Medikaments Bavencio®, dessen alleinige Eigentumsrechte wir am 30. Juni 2023 zurückerlangt haben, legten organisch um 23,4 % zu. Hinzu kam eine solide Leistung unserer beiden Geschäftseinheiten Fertilität sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen & Endokrinologie.
Die Wettbewerbsstärke unserer global aufgestellten Geschäfte zeigte sich außerdem darin, dass sich die konjunkturellen Schwankungen in einzelnen Regionen im Berichtsjahr 2023 moderat auf den Konzern auswirkten. Neben weiteren Regionen leisteten insbesondere die Regionen Asien-Pazifik, Nordamerika und Europa einen wichtigen finanziellen Beitrag.
Insgesamt beliefen sich die Umsatzerlöse des Konzerns auf 21,0 Milliarden Euro und lagen damit etwa in der Mitte der absoluten Prognosespanne. Das EBITDA pre betrug 5,9 Milliarden Euro und lag damit am unteren Ende des prognostizierten Korridors aufgrund der genannten Faktoren, negativer Währungseffekte und des Inflationsdrucks.
Wir danken unseren rund 63.000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt für ihr außerordentliches Engagement und ihre Beharrlichkeit sowie unseren zahlreichen Partnern und Lieferanten für ihren bedeutenden Beitrag zu dieser Geschäftsentwicklung. Darüber hinaus werden wir in Anerkennung des Beitrags der Aktionärinnen und Aktionäre der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023 eine Dividende in Höhe von 2,20 Euro pro Aktie vorschlagen.
Perspektivisch gehen wir davon aus, dass die globalen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen unsere Aktivitäten auch im Geschäftsjahr 2024 beeinträchtigen werden. Im Laufe des Jahres erwarten wir nach derzeitigen Prognosen jedoch eine schrittweise Rückkehr zu organischem Umsatzwachstum.
Wir rechnen damit, dass sich unser Unternehmensbereich Life Science im Verlauf des Jahres erholt, zum einen in Process Solutions durch das erwartete Ende des Abbaus von Lagerbeständen aufseiten der Kunden, zum anderen in Science & Lab Solutions durch sich verbessernde Rahmenbedingungen. In unserem Unternehmensbereich Healthcare ist davon auszugehen, dass sich die Wachstumsraten allmählich normalisieren und sich unseren mittelfristigen Zielen annähern werden. Im Unternehmensbereich Electronics erwarten wir, dass wir im Zuge der allmählichen Markterholung von einer Belebung der Kundennachfrage bei Semiconductor Solutions profitieren werden.
Mit Blick über das Geschäftsjahr 2024 hinaus befindet sich Merck in einer sehr guten Ausgangssituation, um langfristig zu wachsen und als ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen durch wissenschaftlichen Fortschritt Entscheidendes zu bewirken.
Neben vorteilhaften Makrotrends wie der digitalen Transformation der Märkte durch Technologien wie generative KI und maschinelles Lernen versprechen viele weitere Impulse, in jedem unserer drei Unternehmensbereiche für Wachstum zu sorgen. Hierzu zählen neue Arzneimittelmodalitäten bei Life Science, der zunehmende Bedarf an Therapieoptionen in den Bereichen Onkologie, Neurologie und Immunologie bei Healthcare sowie bei Electronics KI-Chips und Hochleistungsrechner, die mit einer steigenden Nachfrage nach bestehenden und neuartigen Materialien einhergehen. Unsere Teams verfolgen diese und weitere Trends sehr genau. Dies hilft uns dabei, mögliche Szenarien frühzeitig zu erkennen und uns schnell und flexibel anzupassen, um unsere Wettbewerbspositionen zu verteidigen oder auszubauen.
Wir werden auch weiterhin strategische Investitionen tätigen, Kooperationen eingehen und unsere Geschäfte anpassen, um unsere Position im Wettbewerb stetig zu verbessern und aufkommende Marktbedürfnisse noch besser zu antizipieren. In Deutschland, den USA, der Schweiz, China, Großbritannien, Korea und anderen Ländern unseres globalen Netzwerks haben wir viel in den Aufbau neuer und den Ausbau bestehender Standorte und Kapazitäten investiert. Mit diesen und anderen Investitionsvorhaben streben wir eine noch größere Nähe zu Kunden und Patienten weltweit an, um uns noch besser auf ihre Bedürfnisse einstellen zu können. Wir gehen davon aus, dass die generelle Dynamik bei den operativen Ausgaben bis 2025 und darüber hinaus anhalten wird. Jedoch wollen wir uns die Flexibilität wahren, auf weitere Marktveränderungen entsprechend reagieren zu können.
Die Nachricht vom Dezember 2023, wonach die klinischen Phase-III-Studien zu Evobrutinib ihre primären Endpunkte nicht erreichten, war für uns zwar enttäuschend, dennoch bleiben wir zuversichtlich, was die Position unseres Unternehmensbereichs Healthcare als globaler Anbieter innovativer Spezialprodukte betrifft. Neben der beständigen Resilienz unseres Portfolios an etablierten Produkten blicken wir mit großer Erwartung auf die Fortschritte zahlreicher Prüftherapien aus unserer Healthcare-Pipeline, darunter Xevinapant zur Krebstherapie und Enpatoran zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie systemischem und kutanem Lupus erythematodes. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, durchschnittlich alle 1,5 Jahre ein neues Produkt oder eine weitere Schlüsselindikation einzuführen. Dazu setzen wir auch auf Einlizenzierung von externen Innovationen wie jene von Hengrui und Abbisko, die wir im Geschäftsjahr 2023 bekannt gegeben haben.
Nicht zuletzt freue ich mich über die großen Fortschritte, die wir beim Erreichen unserer drei wesentlichen Nachhaltigkeitsziele gemacht haben. Bis 2030 wollen wir Nachhaltigkeit umfassend in alle Wertschöpfungsketten integriert und durch nachhaltige Wissenschaft und Technologie zum Fortschritt von mehr als einer Milliarde Menschen beigetragen haben. Und bis 2040 streben wir Klimaneutralität an und wollen unseren Ressourcenverbrauch deutlich reduzieren. Durch den Abschluss virtueller Stromabnahmeverträge im Geschäftsjahr 2023 rechnen wir damit, ab 2025 unseren aktuellen Strombezug in Europa zu 100 %, in Nordamerika zu mehr als 90 % und weltweit zu 70 % aus erneuerbaren Energien zu decken.
Bei der weiteren Lektüre dieses Geschäftsberichts werden Sie sich davon überzeugen können, dass wir nach wie vor in einer starken Position sind – sowohl, um im Jahr 2024 auf den Wachstumskurs zurückzukehren, als auch um langfristigen, nachhaltigen Wert für unsere Eigentümer, Aktionäre, Kunden, Patienten, Mitarbeitenden und die Gesellschaft zu generieren.
Im Namen der Geschäftsleitung möchte ich mich bei Ihnen und allen Aktionärinnen und Aktionären für Ihr fortwährendes Vertrauen und Ihre Unterstützung bedanken.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Belén Garijo
Vorsitzende der Geschäftsleitung