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Gesamt­wirtschaftliche und branchen­bezogene Rahmen­bedingungen

In seinem jüngsten Ausblick zur Entwicklung der Weltwirtschaft vom 30. Januar 2024 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF), dass sich die Erholung der Weltwirtschaft trotz zahlreicher Krisen als überraschend widerstandsfähig erweist, aber die Erholung je nach Volkswirtschaft unterschiedlich schnell ausfällt. Der Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) ging von 3,5 % im Jahr 2022 auf prognostizierte 3,1 % im Berichtsjahr zurück. Insgesamt bleibt die Wirtschaftsaktivität weiter hinter dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie zurück. Wesentliche Hindernisse für eine Konjunkturerholung sind die langfristigen Folgen der Pandemie, geopolitische Spannungen sowie zyklische Faktoren wie Inflation und eine straffere Geldpolitik. Der anhaltende Krieg in der Ukraine und der erneut aufgeflammte Konflikt im Nahen Osten belasten die wirtschaftliche Entwicklung, da sie die geoökonomische Zersplitterung beschleunigen und Warenströme behindern, was zu Preisspitzen bei Lebensmitteln und Energie führen könnte.

Insgesamt geht der IWF davon aus, dass die weltweite Inflation im Jahr 2023 stärker als erwartet zurückging, aber weiter über dem Zielniveau lag. Die anhaltend hohen Inflationsraten veranlassten die Zentralbanken, die Leitzinsen zu erhöhen, und hohe Schulden führten in einigen Ländern zu einer strafferen Fiskalpolitik. Die Krise im chinesischen Immobiliensektor stellt weiterhin ein Risiko dar, da sie sich vertiefen und globale Auswirkungen entfalten könnte.

Die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts in ausgewählten Ländern und Regionen stellte sich wie folgt dar:

 

 

 

 

 

Jährliche Änderungen in %

 

20231

 

2022

Weltweit

 

3,1

 

3,5

Industrienationen

 

1,6

 

2,6

USA

 

2,5

 

1,9

Euro Zone

 

0,5

 

3,4

Japan

 

1,9

 

1,0

Entwicklungs- und Schwellenländer

 

4,1

 

4,1

Entwicklungs- und Schwellenländer Asien

 

5,4

 

4,5

Indien

 

6,7

 

7,2

China

 

5,2

 

3,0

1

Werte für 2023 geschätzt.

Die Entwicklung ausgewählter branchenspezifischer Rahmenbedingungen für uns stellte sich wie folgt dar:

 

 

Entwicklung 20231

 

Entwicklung 2022

Life Science

 

 

 

 

Marktwachstum für Laborprodukte2

 

-5,6 %

 

4,2 %

Globales Umsatzwachstum für biotechnologische Arzneimittel3

 

16,9 %

 

14,5 %

Umsatzanteil von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln am weltweiten Pharmamarkt3

 

38,2 %

 

35,8 %

Pipelinewachstum für frühklinische monoklonale Antikörper (mAb)4

 

17,4 %

 

7,7 %

 

 

 

 

 

Healthcare

 

 

 

 

Globaler Pharmamarkt

 

9,2 %

 

7,8 %

Markt für Multiple-Sklerose-Therapeutika5

 

-2,3 %

 

2,5 %

Markt für Diabetes-Typ-II-Therapeutika5

 

19,1 %

 

18,1 %

Markt für die Behandlung von Unfruchtbarkeit5

 

10,9 %

 

4,2 %

Markt für die Behandlung des Kolorektalkarzinoms6

 

-0,1 %

 

4,5 %

 

 

 

 

 

Electronics

 

 

 

 

Wachstum der Wafer-Fläche für Halbleiterchips

 

-14,1 %

 

3,9 %

Wachstum der Displayflächen7

 

-1,5 %

 

-3,9 %

Globaler Absatz von Kosmetik- und Pflegeprodukten

 

4,2 %

 

12,2 %

Globale Anzahl der produzierten PKW

 

10,1 %

 

7,1 %

1

Voraussichtliche Entwicklung. Zum Zeitpunkt der Aufstellung des Berichts lagen nicht zu allen Industrien finale Entwicklungsdaten für das Jahr 2023 vor.

2

Global Market for Laboratory Products, October 2023, Frost & Sullivan.

3

Ausgaben auf dem globalen Pharmamarkt basierend zu einem konstanten Wechselkurs. IQVIA-Marktdaten basierend auf den Werten der letzten 12 Monate zum 3. Quartal 2023.

4

Anzahl an Programmen in Phase I oder Phase II Studien, Cortellis.

5

Wachstumsraten basieren auf Marktdaten in lokalen Währungen, umgerechnet zu einem konstanten Euro-Wechselkurs. Den Marktdaten von IQVIA zum Wachstum der Indikationen liegen aktuelle Zahlen inklusive drittem Quartal 2023 zugrunde. Jährliches Wachstum basierend auf letzten zwölf Monatswerten. Markt für Diabetes-Typ-II ohne die USA, da von untergeordneter Bedeutung für Merck.

6

Wachstumsraten basieren auf US-Dollar-Marktdaten. Marktdaten von EvaluatePharma zum Wachstum der Indikationen basieren auf veröffentlichten Unternehmensberichten und unterliegen Wechselkursschwankungen.

7

Wachstum der Displayflächen ist ein reiner Volumenindikator.

Life Science

Unser Unternehmensbereich Life Science ist einer der führenden weltweit agierenden Anbieter von Produkten, Instrumenten und Dienstleistungen für Forschungslabore, die Pharma- und Biotech-Produktion sowie für Industrie- und Prüflabore. Das Zusammentreffen verschiedener nachteiliger Entwicklungen (makroökonomische Faktoren, Kapitalknappheit, rückläufige Nachfrage im Anschluss an die Covid-19-Pandemie und hohe Lagerbestände bei der Kundschaft) hat das Wachstum von Life-Science-Unternehmen im Vergleich zu den Vorjahren belastet.

Entsprechend hat sich die Entwicklung auf den Märkten, auf denen wir mit unserem Unternehmensbereich Life Science tätig sind, im Geschäftsjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr verlangsamt. Laut dem Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan ging der Markt für Laborprodukte, der für unsere Geschäftseinheit Science & Lab Solutions relevant ist, im Berichtsjahr um -5,6 % (Vorjahr: 4,2 %) zurück. Dieser Rückgang steht im Zusammenhang mit ungünstigen makroökonomischen Aussichten (rückläufiges BIP-Wachstum und anhaltende Inflation) und einer anhaltenden Verlangsamung von Investitionen in Biotech-Unternehmen, die sich in der Frühphase befinden (laut Citi Research liegen Risikokapital und Börsengänge weiter unter den Höchstständen während der Covid-19-Pandemie).

Sobald sich die Kapitalmärkte stabilisiert haben, dürften die Ausgaben für Laborprodukte wieder ansteigen. Die Nachfrage auf dem Pharma- und Biotech-Herstellungsmarkt, auf dem unsere Geschäftseinheiten Process Solutions und Life Science Services tätig sind, wird durch die Entwicklung und Produktion von Therapeutika und Impfstoffen getrieben. Nach Angaben des auf den Pharmamarkt spezialisierten Marktforschungsunternehmen IQVIA wuchs der Endmarkt für Biopharmazeutika im Geschäftsjahr 2023 um 16,9 % (Vorjahr: 14,5 %) und erreichte 496 Mrd. € (entspricht 38,2 % des weltweiten Pharmamarkts). Die Zahl monoklonaler Antikörper (mAbs) in Entwicklungsphase I oder II nahm um 17,4 % zu (Vorjahr: 7,7 %). Zwar legte der Markt für Biopharmazeutika im Berichtsjahr zu, allerdings wurden Labor- und Produktionsmaterialien in signifikanten Anteilen im Jahr 2022 im Voraus erworben, was zu hohen Lagerbeständen bei unserer Kundschaft führte.

Healthcare

IQVIA prognostiziert in seiner jüngsten Studie aus dem September 2023 ein Gesamtwachstum des globalen Pharmamarktes von 9,2 % für das Geschäftsjahr 2023 (Vorjahr: 7,8 %). Nach der Erholung von der Covid-19-Pandemie wird der Pharmamarkt den Erwartungen nach weiter ein hohes Wachstum erzielen, da er global von beschleunigten Zulassungsverfahren und besserem Zugang zu innovativen Arzneimitteln profitiert. Ein Gegen-gewicht hierzu bilden die zunehmenden Maßnahmen und Richtlinien zur Kosteneindämmung. Diese erhöhen die Nachfrage nach Biosimilars und Generika und führen zu strengeren Preiskontrollen und Verschreibungspflichten.

Die Entwicklungen auf regionaler Ebene folgen dem beschriebenen Trend. Die Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) wuchs im Geschäftsjahr 2023 um 9,2 % (Vorjahr: 8,2 %), die EU5 (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) um 7,8 % (Vorjahr: 8,0 %). Die Region Nordamerika legte um 10,2 % (Vorjahr: 9,6 %) zu, wobei die USA eine Wachstumsrate von 10,3 % verzeichneten (Vorjahr: 9,5 %). Absolut gesehen bleibt der Pharmamarkt in den USA der mit Abstand größte und wichtigste Markt. Lateinamerika erreichte ein zweistelliges Wachstum von 19,2 % (Vorjahr: 12,5 %) geprägt durch die hohe Inflation. Die Region Asien-Pazifik (ohne China und Japan) wuchs um 8,2 % (Vorjahr: 9,6 %). China verzeichnete im Berichtsjahr wieder ein Wachstum von 4,3 % (Vorjahr: -0,8 %), bedingt durch die Aufhebung der Covid-19-Pandemie-Maßnahmen, den erweiterten Zugang zu innovativen Produkten und einer expandierenden Gesundheitsinfrastruktur und trotz der anhaltenden Ausweitung der Preisregulierung (darunter Volume-based Procurement).

Relevant für unser Geschäft ist nicht nur das Wachstum des Pharmamarkts insgesamt, sondern auch die Marktentwicklung für biotechnologisch produzierte Wirkstoffe. Der Anteil dieser Produkte am globalen Pharmamarkt belief sich 2023 gemäß IQVIA auf 38,2 % (Vorjahr: 35,8 %), womit sich der Trend eines kontinuierlich steigenden Marktanteils der letzten Jahre fortsetzte. Der wichtigste Markt für biotechnologische Pharmazeutika bleiben dabei die USA mit einem Anteil von 64,2 % am globalen Marktvolumen.

Die Entwicklungen in den für uns relevanten Therapiegebieten waren im Berichtsjahr gekennzeichnet durch unterschiedliche Trends. Der globale Markt für das Therapiegebiet Typ-2-Diabetes ohne die USA folgte dem Wachstumstrend der Vorjahre und erreichte im Geschäftsjahr 2023 ein beschleunigtes Wachstum von 19,1 % (Vorjahr: 18,1 %). Das Therapiegebiet Fruchtbarkeitsbehandlungen legte im Berichtsjahr um 10,9 % zu (Vorjahr: 4,2 %). Das Therapiegebiet Kolorektalkarzinome verzeichnete im Geschäftsjahr 2023 wegen der Marktdurchdringung von Biosimilars einen Rückgang von -0,1 % (Vorjahr: Anstieg von 4,5 %). Der Wachstumstrend im Therapiegebiet Multiple Sklerose hielt nicht an. Gegenüber dem Vorjahr sank das Marktvolumen um -2,3 % (Vorjahr: 2,5 %), da die Auswirkungen des verstärkten Wettbewerbs mit Generika größer waren als die positiven Effekte aus neuen Produkteinführungen.

Electronics

Die Halbleiterindustrie ist der wichtigste Absatzmarkt für unser Geschäft mit Materialien, Lösungen und Dienstleistungen für die Herstellung integrierter Schaltkreise (Semiconductor Solutions). Insbesondere ist festzuhalten, dass das Nachfragewachstum bei Halbleitermaterialien primär von der produzierten Fläche sogenannter Halbleiter-Wafer abhängt. Die dafür als Ausgangsmaterial erforderlichen Silizium-Wafer werden als Indikator dafür herangezogen, die Gesamtnachfrage nach Halbleitermaterialien abzuschätzen.

Laut der globalen Industrievereinigung SEMI (Prognose aus Q3 2023) sank die Fläche an ausgelieferten Silizium-Wafern im Berichtsjahr 2023 um -14,1 %, nach einem moderaten Wachstum im Vorjahr (3,9 %). Der derzeitige zyklische Branchenrückgang verschärft sich durch makroökonomische Belastungen wie etwa hoher Zinsen und ein verändertes, stärker auf Dienstleistungen ausgerichtetes Verbraucherverhalten. Die Halbleiterhersteller reagierten darauf, indem sie die Auslastungsraten vorhandener Kapazitäten reduzierten, um Überbestände abzubauen. Dies hatte eine rückläufige Nachfrage nach Silizium-Wafern und damit verbundenen Materialien und Dienstleistungen zur Folge.

Trotz des derzeitigen Abschwungs ist unser Ausblick für den Unternehmensbereich Electronics positiv. Wir erwarten, dass der Markt für Halbleiter im Geschäftsjahr 2024 aufgrund von KI-Lösungen, dem Internet der Dinge und dem Anstieg des Datenvolumens im Zusammenhang mit Big Data wieder an Dynamik gewinnen wird.

Mit unserem Display-Solutions-Geschäft sind wir ein wichtiger Hersteller von Flüssigkristallmischungen und OLED-Materialien für die Displayindustrie. Nach dem Covid-19-Pandemie-bedingten „Lockdown-Boom“ erlebte die Displayindustrie im Geschäftsjahr 2022 eine Normalisierung der Nachfrage. Mehrere Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der Display-Markt nach der Anpassung der Lagerbestände langsam erholt. Aufgrund der schwachen Nachfrage im 4. Quartal 2023 sagte das Marktforschungsunternehmen OMDIA jedoch einen leichten Rückgang für das Berichtsjahr voraus. Flüssigkristalle werden auch mittel- bis langfristig eine Schlüsselrolle in der Displayindustrie spielen. Die OLED-Technologie, für die wir als Materiallieferant gut positioniert sind, gewinnt in den hochwertigen Displaybereichen zunehmend an Relevanz.

Die Märkte für Autolacke und Kosmetika sind für unser Surface-Solutions-Geschäft von entscheidender Bedeutung. Laut dem Bericht von GlobalData (vormals LMC), einem führenden globalen Anbieter für Vorhersagen des Automobilmarkts, aus Dezember 2023 stieg die weltweite Automobilproduktion im Geschäftsjahr 2023 deutlich um 10,1 % gegenüber einem Wachstum von 7,1 % im Vorjahr. Zugrunde liegende Treiber sind unter anderem eine ungedeckte globale Nachfrage. Dabei bleibt China einer der wichtigsten Märkte. Der Markt für Kosmetik- und Pflegeprodukte wuchs nach Einschätzung von Euromonitor aus Oktober 2023 nach einer sehr starken Entwicklung im Geschäftsjahr 2022 langsamer und erzielte im Berichtsjahr ein Wachstum von insgesamt 4,2 % (Vorjahr: 12,2 %).

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