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Operative Vermögenswerte, Schulden und Eventual­verbindlichkeiten

(18) Geschäfts- oder Firmenwerte

Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze
Geschäfts- oder Firmenwerte

Ein Geschäfts- oder Firmenwert wird im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses als Vermögenswert zum Erwerbszeitpunkt angesetzt. Von dem Wahlrecht zur Bewertung der nicht beherrschenden Anteile zum Erwerbszeitpunkt zu ihrem beizulegenden Zeitwert (Full-Goodwill-Methode) wird kein Gebrauch gemacht.

Durch den Wertminderungstest nach IAS 36 soll sichergestellt werden, dass Vermögenswerte nicht höher als mit ihrem erzielbaren Betrag in der Bilanz angesetzt werden. Der erzielbare Betrag ist dabei der höhere der beiden Beträge aus dem beizulegendem Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten und dem Nutzungswert.

Methodik der Wertminderungstests

Die Wertminderungstests der Geschäfts- oder Firmenwerte erfolgen auf Ebene der Unternehmensbereiche Life Science, Healthcare und Electronics. Diese Gruppen zahlungsmittelgenerierender Einheiten (ZMGE) stellen die niedrigste Ebene dar, auf der Geschäfts- oder Firmenwerte bei Merck für interne Managementzwecke überwacht werden.

Die Durchführung der Wertminderungstests erfolgt planmäßig einmal jährlich im 3. Quartal sowie anlassbezogen bei Vorliegen von Wertminderungsindikatoren. Die Existenz von Wertminderungsindikatoren wird anhand mehrerer Faktoren, beispielsweise auf der Basis von Veränderungen in den Mittelfristplanungen, Analystenprognosen, Multiplikatorbewertungen sowie der durchschnittlichen Marktkapitalisierung von Merck im Vergleich zum bilanziellen Konzerneigenkapital, überwacht.

Die Bestimmung des erzielbaren Betrags erfolgte im Berichtsjahr 2023 bei allen ZMGE führend auf Basis des beizulegenden Zeitwerts abzüglich Veräußerungskosten (Vorjahr: Life Science und Electronics auf Basis des beizulegenden Zeitwerts abzüglich Veräußerungskosten/Healthcare auf Basis des Nutzungswerts).

Die Ermittlung des erzielbaren Betrags erfolgt sowohl für den beizulegenden Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten als auch für den Nutzungswert mithilfe der Discounted-Cash-Flow-Methode (Stufe 3 in der Bewertungshierarchie des IFRS 13).

Im Rahmen der Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts werden die geplanten Nach-Steuer-Cash-Flows aus der von den Unternehmensbereichen erstellten Mittelfristplanung abgeleitet. Aufgrund umfangreicher Investitionen in den ZMGE Life Science und Electronics wird in diesen beiden ZMGE das vierte Planjahr innerhalb der Detailplanungsperiode unter Berücksichtigung geschäftsspezifischer Annahmen um vier weitere Jahre fortgeschrieben und dann unter Anwendung einer nachhaltigen Wachstumsrate in die ewige Rente überführt. In der ZMGE Healthcare erfolgt ein Übergang auf die ewige Rente nach vier Jahren beginnend ab dem Folgejahr. Die Umsatzplanungen basierten auf internen Erfahrungswerten aus der Vergangenheit sowie überwiegend nicht am Markt beobachtbaren Inputfaktoren, beispielsweise über zukünftige Marktanteile, Verkaufspreise und -mengen sowie neuen Produkten aus der Entwicklungspipeline und Erweiterungsinvestitionen. Ergebnismargen basieren auf Vergangenheitserfahrungen, die um erwartete Profitabilitätsentwicklungen angepasst werden.

Im Rahmen der Ermittlung des Nutzungswerts im Vorjahr bildete die Planungsgrundlage die letzte von der Geschäftsleitung genehmigte Mittelfristplanung mit einem Detailplanungszeitraum von vier Jahren beginnend ab dem Folgejahr. Die Umsatzplanung leitete sich aus Erfahrungswerten der Vergangenheit und Annahmen über zukünftige Marktanteile, Verkaufspreise und -mengen ab. Erwartete Zahlungsmittelzu- und -abflüsse neuer Produkte aus der Healthcare-Entwicklungspipeline und Erweiterungsinvestitionen wurden bei der Ermittlung des Nutzungswerts außer Acht gelassen. Die Ergebnismargen basierten auf Vergangenheitserfahrungen, die um erwartete Profitabilitätsentwicklungen angepasst wurden.

Der Diskontierungsfaktor nach Steuern wird auf Basis der nachfolgenden Inputparameter abgeleitet:

Risikoloser Zinssatz

 

Abgeleitet aus der Rendite lang laufender Staatsanleihen nach der Svensson-Methode

Betafaktor

 

Abgeleitet aus der jeweiligen sektorspezifischen Peergroup

Marktrisikoprämie

 

Auf Basis einer Kombination aus unterschiedlichen Schätzmethoden; beispielsweise historischen und impliziten Aktienrenditen

Fremdkapitalkosten und Kapitalstruktur

 

Abgeleitet aus Marktdaten der jeweiligen Peergroup-Unternehmen

Die langfristige Wachstumsrate nach dem Detailplanungszeitraum wird unter Berücksichtigung des erwarteten langfristigen Wachstums und langfristiger Inflationserwartungen bestimmt.

Wesentliche wertbestimmende Annahmen

In der ZMGE Life Science belief sich das erwartete durchschnittliche Umsatzwachstum im Zeitraum bis zum Übergang in die ewige Rente auf einen höheren einstelligen Prozentsatz (Vorjahr: höherer einstelliger Prozentsatz). Die Umsatzerwartung der ZMGE Life Science stützt sich insbesondere auf die angenommene langfristige positive Entwicklung in den Geschäftseinheiten Process Solutions und Life Science Services, begründet durch ein weiterhin hohes Marktwachstum sowie die andauernde Erweiterung des Portfolios und der Produktionskapazitäten. Die angewandte EBITDA-pre-Marge im Zeitraum bis zum Übergang in die ewige Rente betrug nach Berücksichtigung anteilig allokierter Konzernkosten rund 31 % (Vorjahr: rund 34 %).

Das im Rahmen der Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts abzüglich Veräußerungskosten erwartete durchschnittliche Umsatzwachstum im Detailplanungszeitraum belief sich in der ZMGE Healthcare auf einen mittleren einstelligen Prozentsatz (Vorjahr: mittlerer einstelliger Prozentsatz). Die Umsatzentwicklung beinhaltete die Zulassungswahrscheinlichkeit von Wirkstoffkandidaten aus den bestehenden Forschungs- und Entwicklungsprogrammen. Die verwendete EBITDA-pre-Marge im beizulegenden Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten im Zeitraum bis zum Übergang in die ewige Rente betrug nach Berücksichtigung anteilig zugeordneter Konzernkosten im Wertminderungstest des Geschäftsjahrs 2023 rund 30 %.

Bei der Ermittlung des erzielbaren Betrags der ZMGE Electronics belief sich das erwartete durchschnittliche Umsatzwachstum im Zeitraum bis zum Übergang in die ewige Rente auf einen höheren einstelligen Prozentsatz (Vorjahr: höherer einstelliger Prozentsatz). Die Umsatzerwartung der ZMGE Electronics beruht insbesondere auf dem langfristigen Wachstumstrend im Markt für Halbleitermaterialien sowie positiven Umsatzbeiträgen des Wachstumsprogramms Level Up mit einem ursprünglichen Investitionsvolumen von mehr als 3 Mrd. € bis Ende des Jahres 2025. Die verwendete EBITDA-pre-Marge im Zeitraum bis zum Übergang in die ewige Rente betrug nach Berücksichtigung anteilig allokierter Konzernkosten im Wertminderungstest des Geschäftsjahrs 2023 rund 29 % (Vorjahr: rund 30 %).

Nachfolgend sind die weiteren wesentlichen wertbestimmenden Annahmen der Wertminderungstests der Geschäfts- oder Firmenwerte quantifiziert.

 

 

Langfristige Wachstumsrate

 

Gewichtete Kapitalkosten
nach Steuern

in %

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

Life Science

 

2,00 %

 

2,00 %

 

8,2 %

 

7,5 %

Healthcare1

 

1,00 %

 

0,00 %

 

6,3 %

 

5,6 %

Electronics

 

2,00 %

 

2,00 %

 

8,1 %

 

7,1 %

1

Die gewichteten Kapitalkosten vor Steuern im Rahmen der Ermittlung des Nutzungswerts der ZMGE Healthcare beliefen sich im Vorjahr auf 7,3 %.

Zur Diskontierung der Nettozahlungsströme wurden Kapitalkosten nach Steuern zugrunde gelegt. Im Falle der Ermittlung des Nutzungswerts, der im Vorjahr im Unternehmensbereich Healthcare zur Anwendung kam, wurden die in obiger Fußnote genannten Kapitalkosten vor Steuern iterativ abgeleitet.

Bedeutende Ermessensentscheidungen und Schätzungsunsicherheiten
Geschäfts- oder Firmenwerte

Die Bestimmung des erzielbaren Betrags unterliegt Ermessensspielräumen und bedeutenden Schätzungsunsicherheiten. Annahmen zur Höhe der Nettozahlungsströme, der langfristigen Wachstumsraten sowie der Diskontierungsfaktoren sind aufgrund der ihnen innewohnenden Unsicherheit als wesentliche Quelle von Schätzungsunsicherheiten anzusehen. Obwohl seitens Merck davon ausgegangen wird, dass die zur Berechnung des erzielbaren Betrags verwendeten Annahmen angemessen sind, könnten Veränderungen dieser Annahmen zu Wertminderungsaufwendungen der Geschäfts- oder Firmenwerte führen, die eine nachteilige Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben können. Insbesondere in Bezug auf die ZMGE Electronics besteht eine hohe Abhängigkeit von den Annahmen zum langfristigen Wachstumstrend im Markt für Halbleitermaterialien.

Im Zeitpunkt der Durchführung der Wertminderungstests im Geschäftsjahr 2023 lag der erzielbare Betrag unverändert zum Vorjahr mit mehr als 15 % deutlich über dem Buchwert der jeweiligen ZMGE. Ungeachtet dessen wurden die Bewertungsergebnisse gegen extern verfügbare „Sum-of-the-parts“-Bewertungen verplausibilisiert sowie mittels Multiplikatorbewertungen auf Basis von Peergroup-Informationen validiert.

Im Rahmen der anlassunabhängigen Wertminderungstests wurden zudem Sensitivitätsanalysen der wesentlichen Annahmen vorgenommen. In der nachfolgenden Tabelle ist dargestellt, in welchem Umfang die wesentlichen Annahmen bei isolierter Betrachtung jeweils mindestens hätten verändert werden können, ohne dass es im Rahmen der Wertminderungstests zu einer Wertminderung gekommen wäre:

 

 

Verminderung Nettozahlungsströme

 

Verminderung langfristige Wachstumsrate

 

Erhöhung Kapitalkosten nach Steuern

 

 

in %

 

in Prozentpunkten

 

in Prozentpunkten

 

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

 

2023

 

2022

Life Science

 

>10

 

>10

 

>2

 

>2

 

>2

 

>2

Healthcare

 

>10

 

>10

 

>2

 

>2

 

>2

 

>2

Electronics

 

>10

 

>10

 

>2

 

>2

 

>2

 

>2

Die nachfolgend dargestellten Geschäfts- oder Firmenwerte entstanden vor allem im Rahmen der Akquisitionen der Exelead Inc., USA, der Versum Materials, Inc., USA, der Sigma-Aldrich Corporation, USA, der AZ Electronic Materials S.A., Luxemburg, der Millipore Corporation, USA, sowie der Serono SA, Schweiz.

 

 

Geschäfts- oder Firmenwerte

in Mio. €

 

Life Science

 

Healthcare

 

Electronics

 

Summe

Restbuchwerte, 1.1.20221

 

11.059

 

1.525

 

4.420

 

17.004

Zugänge

 

515

 

 

42

 

557

Abgänge aus Unternehmens­veräußerungen/
Umgliederung in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte

 

 

 

 

Umbuchungen

 

 

 

 

Wertminderungen

 

 

 

 

Währungsumrechnungsdifferenz

 

619

 

 

209

 

828

Restbuchwerte, 31.12.20221, 2

 

12.193

 

1.525

 

4.671

 

18.389

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Restbuchwerte, 1.1.20231

 

12.193

 

1.525

 

4.671

 

18.389

Zugänge

 

 

 

 

Abgänge aus Unternehmensveräußerungen/Umgliederung in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte

 

 

 

 

Umbuchungen

 

 

 

 

Wertminderungen

 

 

 

 

Währungsumrechnungsdifferenz

 

-406

 

 

-138

 

-544

Restbuchwerte, 31.12.20231

 

11.787

 

1.525

 

4.532

 

17.845

1

Die Restbuchwerte entsprechen dem Bruttowert.

2

Vorjahreszahlen wurden angepasst, siehe Anmerkung (6) „Akquisitionen und Desinvestitionen“.

Die währungsbedingten Änderungen der Geschäfts- oder Firmenwerte resultierten nahezu ausschließlich aus der Umrechnung der zum überwiegenden Teil in US-Dollar geführten Geschäfts- oder Firmenwerte aus den Akquisitionen der Versum Materials, Inc., USA, der Sigma-Aldrich Corporation, USA, der AZ Electronic Materials S.A., Luxemburg, und der Millipore Corporation, USA.

Aus den durchgeführten Wertminderungstests der Geschäfts- oder Firmenwerte ergab sich weder im Geschäftsjahr 2022 noch im Geschäftsjahr 2023 ein Wertminderungsbedarf.

Die Zugänge im Geschäftsjahr 2022 waren insbesondere auf die Akquisition von Exelead Inc., USA, zurückzuführen (siehe Anmerkung (6) „Akquisitionen und Desinvestitionen“).

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